Jeremias Flüeler absolviert auf dem Hof von Toni Ettlin in Kerns seine Ausbildung zum Landwirt EFZ. Anfang Juli hat ihn der Mediamatiker-Lernende Enea Csomor während ein paar Stunden fotografisch begleitet und in dieser Bildreportage festgehalten, wie moderne Technik die Arbeit auf dem Bauernhof vereinfacht.
Mit dem grossen Ladeanhänger lässt sich mehr Gras transportieren als mit dem älteren Schilter (unten), der dafür geländetauglicher ist.
Ein Heukran erleichtert die Futterverteilung im Stall. Unten: Jeremias Flüeler richtet frisches Gras mit einer Heugabel an.
Die vollautomatische Melkanlage (oben) übernimmt die Arbeit von Jeremias Flüeler, während er im Melkstand noch selbst Hand anlegen muss.
Mit dem Traktor (oben) mäht Jeremias Flüeler das Gras bedeutend schneller als mit dem Motormäher. Dieser ist im steilen Gelände jedoch nach wie vor das ideale Gerät.
Die grosse Photovoltaikanlage auf dem Stalldach optimiert den Energieverbrauch des Betriebs und sorgt für tiefere Stromkosten.
Die App (oben) löst den Brunstkalender ab.
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Bildungsgutscheine ermöglichen Zugang zu wichtigen Kursen
Der Kanton Obwalden vergibt seit März 2024 Bildungsgutscheine im Wert von 500 Franken, um die Basiskenntnisse erwachsener Personen in Lesen, Schreiben, Rechnen und im Umgang mit Computer zu fördern. Rahel Rohrer* und Andrea Mathiuet erklären, welche Grundkompetenz aktuell besonders gefördert wird.
Was verstehen Sie unter Grundkompetenzen?
Rohrer: Menschen müssen über ein grundlegendes Wissen verfügen, um sich im Alltag und bei der Arbeit selbständig zurechtzufinden. Diese Grundkompetenzen umfassen einfache Kenntnisse und Fähigkeiten in den Bereichen Lesen, Schreiben, Sprache, Rechnen und im digitalen Bereich. Sie sind für mich die Basis des täglichen Lebens.
Mathiuet: Gerade bei den digitalen Kompetenzen sehen wir eine grosse Diskrepanz zwischen jungen und älteren Menschen. Computerkenntnisse waren früher in der Schule kein Thema, sind heute aber essenziell. Minimale digitale Kompetenzen sind Pflicht.
Wie werden diese Grundkompetenzen bei Erwachsenen gefördert?
Rohrer: Anfangs März 2024 hat der Kanton Obwalden Bildungsgutscheine im Wert von 500 Franken eingeführt. Die Bildungsgutscheine eröffnen Personen aus Obwalden den Zugang zu einem breiten Kursangebot in den genannten Förderbereichen. Mit dem Bildungsgutschein sind die Kurse für die Teilnehmenden in der Regel kostenlos oder kostengünstig. Die Kurse finden in Luzern, Zug und Schwyz statt. Ein entsprechendes Kursangebot in Obwalden möchten wir künftig auch einführen. Des Weiteren gibt es seit mehreren Jahren drei Grundkompetenzkurse, die für alle Personen aus der Zentralschweiz kostenlos besucht werden können. Diese Kurse sind hilfreich, um sich die nötigen Fähigkeiten für eine spätere Aus- oder Weiterbildung anzueignen.
Warum ist die Förderung der Grundkompetenzen wichtig?
Mathiuet: Menschen sollten eigenständig durchs Leben kommen und sich auch informieren können. Für uns ist es fast unvorstellbar, wie man ohne Zugang zum Internet leben kann. Diese Leute suchen häufig Hilfe in der Familie und spannen beispielsweise ihre Kinder ein, welche diese Fähigkeiten in der Schule lernen. So entsteht in der Familie eine Umkehr der Verantwortung, was auf Dauer keine Lösung sein kann.
Rohrer: In Zeiten des Fachkräftemangels ist es besonders wichtig, Leute zu befähigen, wieder in die Arbeitswelt einzusteigen oder darin zu bleiben. Die Förderung der Grundkompetenzen ist aber auch für das alltägliche Leben von grosser Bedeutung. Bedenkt man, dass in der heutigen Zeit rasante gesellschaftliche und technologische Entwicklungen stattfinden, ist es unabdingbar, dass jeder und jede über die nötigen Grundkompetenzen verfügt, um sich weiterzuentwickeln und mit dem Wandel Schritt halten zu können. Was heute noch aktuell ist, kann in ein paar Jahren schon veraltet sein.
Mathiuet: Die Förderung der Grundkompetenzen kann der Anfang eines späteren Berufsbildungsabschluss sein. Sie ist quasi das Fundament, auf dem man aufbauen kann. Es freut mich besonders, dass mit den Bildungsgutscheinen nun alle einen einfachen Zugang zu den Kursen erhalten.
Warum vergibt der Kanton Obwalden seit März 2024 Bildungsgutscheine im Wert von 500 Franken?
Rohrer: Die Gutscheine sollen Hürden abbauen und einen finanziellen Anreiz bieten, um entsprechende Kurse zu besuchen. Menschen, die Unterstützung benötigen, sollen sich angesprochen fühlen und sich einfach für einen Kurs anmelden können. Dahinter steckt auch ein strategisches Ziel. Dank der Förderung der Grundkompetenzen werden Menschen befähigt und können so besser mit den steigenden Anforderungen im Beruf und Alltag umgehen und sich entsprechend weiterbilden.
Welcher Bereich steht dabei besonders im Fokus?
Mathiuet: Die Anforderungen an Berufstätige sind gerade im digitalen Bereich gewaltig gestiegen, sei es nur, weil die Zeiterfassung neu digital erfolgt oder der Arbeitsplan per E-Mail verschickt wird. Stellen werden meist nur noch online ausgeschrieben. Bewerbungen kann man auch nur noch digital einreichen. Das stellt einige Menschen bereits vor Probleme. Vor zehn Jahren konnte man digitale Defizite noch umgehen. Heute geht das praktisch nicht mehr. Das führt dazu, dass die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für Menschen ohne Berufsbildung kleiner werden.
Rohrer: Zudem wurde es in den vergangenen Jahren wichtiger, dass man über einen anerkannten Abschluss verfügt. Die Bildungsgutscheine können dazu beitragen, dass der Einstieg oder der Wiedereinstieg in die Berufswelt gefunden wird.
*Rahel Rohrer ist Berufsintegrationsberaterin beim Amt für Berufsbildung Obwalden. Sie verantwortet die Unterstützungsangebote «Case Management Berufsbildung» und «Fachkundige individuelle Begleitung» und ist zuständig für das Projekt Bildungsgutscheine.
Andrea Mathiuet ist Arbeitsintegrationsberaterin und leitet die Kontaktstelle Arbeit OW/NW. Die Fachstelle vermittelt Arbeitsplätze für Langzeitstellensuchende – im Auftrag der Sozialdienste Ob- und Nidwalden, der IV-Stelle Obwalden sowie des Amts für Asyl und Flüchtlinge Nidwalden.
Augenoptiker/in EFZ: Attraktive Kombination von Handwerk und Kundenkontakt
Elina Rothenbühler und Irina Halter absolvieren bei Amrhein Optik in Sarnen die Ausbildung zur Augenoptikerin EFZ. Die Berufslehre ist von vier auf drei Jahre verkürzt worden. Weiterhin im Zentrum steht der Kontakt mit den Kundinnen und Kunden.
Auf Anfang 2022 hin wurde die berufliche Grundbildung Augenoptiker/in EFZ totalrevidiert und die Lehrzeit von vier auf drei Jahre verkürzt. Der vollständig überarbeitete und verdichtete Lehrplan enthält neue Handlungskompetenzen und Lernziele. Beratung, Verkauf und brillenspezifische Fachkunde stehen im Vordergrund. Gemäss Mitteilung des Vereins Berufliche Grundbildung Augenoptik VBAO bilde die Berufslehre den Stand der Technik und der Dienstleistungsqualität ab, welche der Markt heute verlange. «Es ist zu früh, die Wirkung dieser Massnahme zu beurteilen», hält Ueli Amrhein fest. Seit 27 Jahren führt der gelernte Augenoptiker und Optometrist / Kontaktlinsenspezialist SBAO eigene Optikergeschäfte und ist inzwischen in Stans, Engelberg und Sarnen präsent. Irina Halter, die erste Lernende im Betrieb von Ueli Amrhein, die ihre Ausbildung nach dem neuen System absolviert, steht im ersten Lehrjahr. «Was ich gewandelt hat, ist die Nachfrage nach einer Lehrstelle. In den Anfängen meiner Geschäftstätigkeit hatte ich 25 Personen, die sich um eine Lehrstelle beworben haben. Jetzt sind es noch sechs bis acht Personen.» Trotz geringerer Anzahl Bewerberinnen und Bewerber habe er bislang stets gute Lernende erhalten, betont Ueli Amrhein.
Elina Rothenbühler absolviert die «alte», vierjährige Lehre zur Augenoptikerin EFZ: «Ich habe mich für diese Ausbildung entschieden, weil sie sehr abwechslungsreich ist. Ich habe Kundenkontakt, arbeite in der Werkstatt und erledige administrative Arbeiten.» Die 18-jährige hat Ausbildungen zur Floristin oder Drogistin angeschaut, sich nach einer Schnupperlehre jedoch für den Berufsweg Augenoptikerin EFZ entschieden. Auf einen ähnliche Berufswahlprozess blickt die 16-jährige Irina Halter zurück: «Für mich war ebenfalls der vielfältige Berufsalltag ausschlaggebend, die Kombination von Handwerk und Kundenkontakt.»
Interaktion steht im Zentrum
Angesprochen auf die Voraussetzungen, die man für ihren Beruf mitbringen sollte, betont Elina Rothenbühler: «Man muss den Umgang mit Menschen mögen. Der Verkauf des Produkts führt immer über die Interaktion mit dem Kunden.» Gefragt ist ebenso handwerkliches Geschick, wie Irina Halter ergänzt: «Wir bearbeiten die Brillengläser zwar mit einem Schleifautomaten, der Schleifprozess muss jedoch von der Augenoptikerin überwacht und gegebenenfalls korrigiert werden.» Am Thema Schleifen zeigt sich ein Unterschied zwischen den beiden Ausbildungsgängen. Während Elina Rothenbühler das Einschleifen und Einpassen von Brillengläsern in einem Überbetrieblichen Kurs (ÜK) gelernt und dazu Teilprüfung absolviert hat, wird Irina Halter zur selben Thematik keine handwerkliche Prüfung mehr ablegen müssen.
«Du musst authentisch sein»
Die aus Laiensicht zentrale Herausforderung für eine Augenoptikerin besteht darin, die Kundin, den Kunden zur passenden Brille zu führen. Elina Rothenbühler hat in der Ausbildung Kriterien gelernt, an denen sie sich während der Beratung orientiert: «Ich weiss, welche Gesichts- und Brillenformen zusammenpassen. Wir haben auch gelernt, welche Farben miteinander harmonieren, welchen Einfluss die Farbe eines Gestells auf das Gesicht der Trägerin, des Trägers hat.» Die Anwendung dieser und weiterer Beurteilungskriterien ist zu einem grossen Teil Übungssache. In den ÜK werde das Verkaufsgespräch zwar grundsätzlich angeschaut und geübt, erzählt Elina Rothenbühler, ein striktes, konkretes Drehbuch gebe es allerdings nicht: «Du musst authentisch sein.» Gelernt wird auch stark übers Zuschauen, wie Irina Halter ergänzt: «Am Anfang schaust du zu, später berätst du gemeinsam mit einer erfahrenen Augenoptikerin und bestreitest du den Prozess allmählich selbständiger.»
Neues Element: Social Media
Das Brillengeschäft hat viel mit Optik und Optometrie zu tun. Diese naturwissenschaftlichen Fächer – Physik, Biologie – werden denn auch in der Berufsschule behandelt: «Wir lernen, wie das Auge aufgebaut ist, wie es im Zusammenspiel mit dem Brillenglas funktioniert», führt Elina Rothenbühler aus. Mathematik ist ebenso Teil des Fächerkanons. Im Fach Physik wird die Mathematik angewandt. «Wir befassen uns derzeit mit Prismen», erzählt Irina Halter. Beide Lernenden schätzen die Berufsschule als anspruchsvoll ein: «Es ist hilfreich, wenn man gerne zur Schule geht», führt Irina Halter aus. Wenn sich die beiden Lernenden über den Berufsschulunterricht unterhalten, können sie nur schwer Unterschiede zwischen der vierjährigen und der neu dreijährige Lehre feststellen: «Der Lehrstoff ist sehr unterschiedlich aufgebaut», erklärt Elina Rothenbühler. Ein Bestandteil des neu konzipierten Ausbildungsganges ist Social Media. Irina Halter lernt diesen Bereiche kennen: «Im Fach Marketing lernen wir, wie sich der Verkauf von Produkten via Social Media unterstützen lässt. Wir sprechen über Corporate Design oder Corporate Identity, was ich absolut spannend und interessant finde.»
Unabhängig vom Lehrgang ist der Übergang vom Schulalltag ins Arbeitsleben eine Herausforderung. Irina Halter sagt dazu: «Am Anfang der Lehre musste ich mich beispielsweise ans lange Stehen gewöhnen.» Elina Rothenbühler beurteilt die Situation ähnlich: «Die Arbeitszeiten und langen Arbeitstage waren zu Beginn eine Herausforderung: Vor allem im Winter, wenn es rasch dunkel wird.» Samstagsarbeit gehört von Anfang an zum Arbeitsalltag der Lernenden. Beide Lernenden haben sich rasch an die neuen Rahmenbedingungen gewöhnt. Geholfen hat beiden der Kundenkontakt: «Wenn sich die Kundin, der Kunde über die neue Brille freut und ich ihr oder ihm ein positives Erlebnis ermöglichen konnte, ist auch meine Freude gross», sagt Irina Halter.
Im Kanton Obwalden gibt es mehrere Organisationen, die KMU helfen, Innovationen innerhalb eines Unternehmens zu entwickeln und marktreif umzusetzen. Bereits kleine Schritte können zu einem Wettbewerbsvorteil führen.
Das Wort Innovation verheisst häufig Grosses: Das iPhone, Tesla, aber auch Twint sind radikale Innovationen, die das Leben ihrer Kunden verändert haben. Twint beispielsweise schaffte ein ganz neues Bezahlerlebnis und ist aus Schweizer Läden und Restaurants nicht mehr wegzudenken. «Von diesen prominenten Beispielen müssen wir aber wegkommen, wenn wir von Innovation sprechen», sagt Adi Barmettler (Bild). Er ist Innovation Manager bei der Obwaldner Kantonalbank und begleitet im DENKRAUM Firmen und Organisationen in ihrer Weiterentwicklung und bei Innovationsvorhaben. «Wir suchen nicht das neue iPhone, sondern analysieren, an welchen Schrauben gedreht werden muss, um die Zukunft mitzugestalten und die Firma neu aufzustellen.» Dabei spricht man von inkrementeller, also schrittweiser Innovation. Technologien, Produkte, Dienstleistungen, Geschäftsmodelle oder Prozesse werden weiterentwickelt, bleiben aber im Kern erhalten.
Neue Technologie im Bereich Felsüberwachung
Es gibt einige Definitionen von Innovation. Für Vincent Revol (Bild) ist Innovation «die konkrete Umsetzung einer Idee, die etwas Neues schafft». Sie soll einen Mehrwert bieten, Wertschöpfung generieren und einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil bringen. Revol ist Vizepräsident der Bereiche Industry 4.0 & Life Sciences sowie Mitglied der Geschäftsleitung bei CSEM. In dieser Rolle verantwortet er die Aktivitäten in den Regionen Zentralschweiz, Baselland sowie Graubünden und damit auch am Standort Alpnach. CSEM ist wie der DENKRAUM, Startup Pilatus und die Programme von ITZ InnovationsTransfer Zentralschweiz ein Innovationsförderer, der Unternehmen aus der Region auf ihrem Weg begleitet (siehe Kasten). «Innovation bedingt immer auch einen Prozess: Von der Idee über Konzepte, Prototypen, Tests bis zur Umsetzung am Markt», erklärt Revol. Dank der Zusammenarbeit mit CSEM konnten beispielsweise die Flotron AG in Meiringen und die Gasser Felstechnik AG in Lungern eine neue Technologie im Bereich Felsüberwachung einsetzen oder das Luzerner Uhren- und Schmuckunternehmen Gübelin ihre Prozesse im Bereich Edelsteinzertifizierung mit Künstlicher Intelligenz unterstützen.
Kindervelos im Abo-Modell
Am Ende des Prozesses von der Idee bis zur Umsetzung stehen Christoph Herger und seine Frau Cornelia Burch. Herger ist gelernter Fahrradmechaniker und hat im Herbst 2023 die flow family GmbH in Giswil gegründet. Ihr Geschäftsmodell: Sie bieten qualitativ hochstehende Kindervelos in verschiedenen Farben und Grössen im Abo-Modell an. Die Idee für diese Geschäftsmodell-Innovation ist während zweier Jahre in Hergers Kopf gereift. Nach etlichen Stunden Kalkulation und Suche nach der passenden Marke haben sie den Markteintritt gewagt. Seit März vermieten die beiden ihre Velos. «Kinder brauchen alle paar Jahre ein neues Velo. Statt immer ein Neues zu kaufen und das Alte viel zu günstig weiterzuverkaufen oder zu entsorgen, kann man die Velos bei uns mieten und jederzeit auf eine andere Grösse wechseln», erklärt Herger. Der Start verlief verheissungsvoll. Ob das Geschäft erfolgreich ist, zeigt sich jedoch erst in ein bis zwei Jahren. «Mit dem Abo-Modell verfolgt die Firma einen innovativen Ansatz, um dem Konzept der Wegwerfgesellschaft entgegenzuwirken. Sie wird damit den Bedürfnissen von Familien und den Anforderungen an Nachhaltigkeit gerecht», kommentiert Adi Barmettler das Geschäftsmodell.
Hochbeete aus Schweizer Holz
«Grundsätzlich kann jedes Unternehmen mit Unterstützung innovativ sein», ist Adi Barmettler überzeugt. Die Frage sei jedoch, ob es das auch will. Manchmal sei der Leidensdruck nicht gross genug. Die Abächerli Forstunternehmen AG kann sich eigentlich auf ihre Kernkompetenz verlassen. Sie ist spezialisiert auf die Planung und Ausführung von Holzschlag sowie den Transport, den Verkauf und die Wiederaufforstung. Das Geschäft läuft gut: «Wir sind sehr gut ausgelastet», sagt Geschäftsführer Remo Abächerli. Dennoch hat seine Firma vor vier Jahren mit der Produktion, dem Verkauf, der Lieferung und dem Befüllen von hochwertigen Hochbeeten aus Schweizer Holz ein neues Geschäftsfeld eröffnet. «Wir wollten ein zweites Standbein, das zu unserem Kerngeschäft passt und haben uns bewusst für ein Nischenprodukt entschieden», erklärt Abächerli die Produkt-Innovation. Die Spezialbefüllung beinhaltet Pflanzenkohle, für deren Produktion die Giswiler Firma gehacktes Astmaterial liefert. «Dank der Hochbeete kommen wir vermehrt mit Privatkunden in Kontakt.» Mit dem Absatz ist Abächerli zufrieden. Adi Barmettler schätzt ein: «Die Firma hat mit vorhandenen Ressourcen ein neues, nachhaltiges Produkt entwickelt. Dank dieser Diversifizierung können neue Kundensegmente angesprochen werden.»
Kleine Schritte sind Schlüssel zum Erfolg
Vincent Revol ist überzeugt: «In Anbetracht der höheren Zinsen, der komplexen geopolitischen Lage und des starken Frankens ist Innovation momentan wichtiger denn je.» Der Zugang zu Innovation sei aber für KMU komplexer als für Grossunternehmen, weil oft die nötigen personellen Ressourcen oder das Know-how fehle. Genau deshalb sei es wichtig, die Förderangebote in der Region wahrzunehmen. Denn Innovation erfolgt in der Regel nicht wie eingangs erwähnt in grossen, sondern vor allem in kleinen Schritten, die ebenso der Schlüssel zum Erfolg sein können.
Text: Jonas von Flüe und Mathias Küchler (Gewerbeverband Obwalden)
Eine Vielzahl von Unternehmen im Kanton Obwalden sind in der einen oder anderen Form innovativ. Die beispielhaft erwähnten Unternehmen stellen eine Auswahl dar. Der Text erhebt nicht den Anspruch die Thematik vollständig abzubilden.
INNOVATIONSFÖRDERER IM KANTON OBWALDEN
CSEM SA mit Standort in Alpnach
Das Innovationszentrum CSEM entwickelt seit 1984 bahnbrechende Technologien für die Schweizer Wirtschaft und beschäftigt am Standort Alpnach mehr als 50 seiner 600 Mitarbeitenden. Es ist spezialisiert auf die Bereiche Präzisionsfertigung, Digitalisierung, Ultra-Low-Power-Elektronik, optische Elemente, Künstliche Intelligenz und nachhaltige Energie. CSEM hat zur Mission, die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz zu stärken, in dem es Technologien aus der Grundlagenforschung weiterentwickelt und diese in die Industrie überführt. Grossunternehmen und KMU können auf verschiedene Weise von der Zusammenarbeit mit dem CSEM profitieren: Sie erhalten einen Zugang zu Technologieexperten, zur Produktentwicklung und zu Patenten, können sich aber auch bezüglich digitaler Transformation beraten lassen. CSEM arbeitet sehr eng mit bestehenden Unternehmen zusammen, fördert in Zusammenarbeit mit Hochschulen aber auch Startups. CSEM ist eine öffentlich-private Nonprofit-Organisation und wird von Bund und Kantonen finanziell unterstützt.
Kontakt in Alpnach: Alexander Steinecker, Telefon 041 672 75 11, alpnach@csem.ch, www.csem.ch/de
Startup Pilatus
Startup Pilatus vermietet im QUBO auf 5 Stockwerken 35 Büro- und Gewerberäume – mit einer Fläche von 8 bis 90 Quadratmetern. Der Coworking Space steht Jungunternehmen und Startups ebenso wie etablierten Unternehmen zur Verfügung. Die topmoderne Infrastruktur, flexibel nutzbaren Büro- und Gewerberäume sowie der erstklassige Dienstleistungsservice gewährleisten ungestörtes Arbeiten, die Gemeinschaftsräume inspirierende Begegnungen mit anderen kreativen Köpfen. Der QUBO verfügt über eine ideale öV-Anbindung und ist bloss fünf Gehminuten vom Bahnhof Sarnen Nord entfernt. Startup-Firmen erhalten Räume zu attraktiven Konditionen.
Im Rahmen eines Mentoring-Programms stellt Startup Pilatus Jungunternehmern erfahrene Unternehmer mit Rat und Tat zur Seite. Die Mentoren bieten Unterstützung bei der Umsetzung von neuen Produkten, Prozessen und Angeboten an, bei Rechtsfragen (Patentfragen), Unternehmensgründungen, Unternehmensentwicklungen, bei Marketing-, Steuer- oder Finanzfragen, aber auch bei Nachfolgeplanungen oder beim Wissens- und Technologietransfer.
Auch das erfolgreichste Geschäftsmodell nutzt sich mit der Zeit ab. Ideen für neue Produkte fehlen, die Produkteentwicklung stockt. Die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells ist ein Prozess, der Zeit, Kreativität und Anleitung erfordert. Hier setzen die beiden Innovation Manager des DENKRAUM Adi Barmettler und Raphael Herzog an. Zusammen mit den Kundinnen und Kunden analysieren und optimieren sie das bestehende Geschäftsmodell. Gearbeitet wird im DENKRAUM in Form von Workshops. Perspektivenänderungen werden evaluiert oder künftige Geschäftsfelder eruiert, passende Instrumente wie die Design-Thinking-Methode werden als Hilfsmittel eingesetzt. Am Ende der Workshops halten die Kundinnen und Kunden auf ihre Bedürfnisse massgeschneiderte Lösungswege in der Hand. In einem ähnlich angelegten Prozess kann die Unternehmensstrategie weiterentwickelt werden: Die aktuelle Fassung wird angeschaut, die Soll-Strategie definiert, der Handlungsbedarf wird aufgezeigt und gemeinsam werden die notwendigen Schritte besprochen, um die anvisierten Ziele zu erreichen. Eine beliebte Dienstleistung des DENKRAUM ist das Sparring-Partner-Angebot: «Geschäftsleitende sind mit neuen Ideen für den Betrieb oft einsam. Die Überlegungen sind beispielsweise noch nicht reif für die interne Kommunikation», führt Adi Barmettler aus. Das Sparring-Partner-Angebot ist somit eine gute Möglichkeit, die Überlegungen mit jemandem zu teilen, der über das notwendige Fachwissen verfügt und Inputs geben kann.» Das DENKRAUM-Team ermöglicht eine Spiegelung der neuen Ideen, vermag Chancen und Risiken aufzuzeigen und liefert Inputs für ein allfälliges weiteres Vorgehen.
Im Rahmen der Neuen Regionalpolitik (NRP) ist ITZ InnovationsTransfer Zentralschweiz im Auftrag des Bundes sowie der sechs Zentralschweizer Kantone Luzern, Nidwalden, Obwalden, Schwyz, Uri und Zug unterwegs. Der Fokus der Non-Profit Organisation liegt auf der Innovationsförderung von KMU und Startups. Als Berater und Sparringpartner begleitet das ITZ-Team etablierte aber auch neu gegründete Unternehmen im Innovationsprozess, auf dem Weg von einer Idee zum Produkt, zur Dienstleistung oder zum Geschäftsmodell. Die Coaches des ITZ verfügen über fundiertes interdisziplinäres Fachwissen. Sie bringen sowohl Kreativität als auch Erfahrung mit, sind in der Zentralschweiz bestens vernetzt und setzen ihre sorgfältig gepflegten Beziehungen zur Wirtschaft, zu Hochschulen und Forschungsinstitutionen aber auch zu den Behörden von Bund und Kantonen gewinnbringend für ihre Kundschaft ein.
*zünder accelerator
Im Rahmen von *zünder accelerator erhalten Startups die Möglichkeit, während zehn Monaten an einer Ausbildungsserie teilzunehmen. In einem strukturierten und durch praxiserprobte Coaches begleiteten Prozess eignen sich Startups unternehmerisches Know-how an. Sie profitieren während der Programmdauer von einer intensiven Betreuung durch die ausgewiesenen Expertinnen und Experten. Thematisch gegliederte Sessions bieten praxisnahe Einblicke in Schlüsselthemen wie Marketingstrategie, Raising, Pitch-Training, Patente oder Förderungen. Das Non-Profit-Programm unter der Leitung von ITZ Zentralschweiz findet seinen Abschluss und Höhepunkt im *zünder startup day. Dieser gross angelegte Event dient auch dem gegenseitigen Austausch: Die Programmteilnehmenden lernen voneinander, in dem sie sich vor ausgewähltem Publikum präsentieren und miteinander feiern. Das Programm *zünder accelerator ist auch für Startups in der Wachstumsphase geeignet. Die Programmträger sind offen für innovative Startups aus sämtlichen Branchen und Regionen der Zentralschweiz und der Deutschschweiz. Durch die Vernetzung von Akteuren im Startup-Umfeld trägt der *zünder accelerator insgesamt zur Stärkung der Startup-Community in der Zentralschweiz bei.
Das «innovations coaching» ist ein Element der breiten Angebotspalette von ITZ Zentralschweiz. Das kostenlose Programm begleitet und unterstützt Unternehmen und Erfinder bei der Entwicklung ihrer Ideen – seien dies neue Produkte, Dienstleistungen, Geschäftsmodelle oder Prozessverbesserungen – hin zur Marktreife. Der Prozess ist dreiteilig. In der ersten Phase leisten die Innovationscoaches Unterstützung bei der Ideengenerierung, beispielsweise, in dem sie den Austausch mit Spezialistinnen und Spezialisten ermöglichen. Anschliessend beginnt die Innovationsphase. In diesem Prozessschritt werden die Ideen konkretisiert und weiterentwickelt. Es können Kooperationspartner und Fördermittel gesucht werden, Machbarkeiten oder Marktpotenziale können eruiert oder gesetzliche Rahmenbedingungen abgeklärt werden. Den Firmen oder Privatpersonen stehen im Innovationscoaching kostenlose Beratungen im Umfang von bis zu 20 Stunden zur Verfügung.