So wird Innovation im Kanton Obwalden gefördert
Im Kanton Obwalden gibt es mehrere Organisationen, die KMU helfen, Innovationen innerhalb eines Unternehmens zu entwickeln und marktreif umzusetzen. Bereits kleine Schritte können zu einem Wettbewerbsvorteil führen.
Das Wort Innovation verheisst häufig Grosses: Das iPhone, Tesla, aber auch Twint sind radikale Innovationen, die das Leben ihrer Kunden verändert haben. Twint beispielsweise schaffte ein ganz neues Bezahlerlebnis und ist aus Schweizer Läden und Restaurants nicht mehr wegzudenken. «Von diesen prominenten Beispielen müssen wir aber wegkommen, wenn wir von Innovation sprechen», sagt Adi Barmettler (Bild). Er ist Innovation Manager bei der Obwaldner Kantonalbank und begleitet im DENKRAUM Firmen und Organisationen in ihrer Weiterentwicklung und bei Innovationsvorhaben. «Wir suchen nicht das neue iPhone, sondern analysieren, an welchen Schrauben gedreht werden muss, um die Zukunft mitzugestalten und die Firma neu aufzustellen.» Dabei spricht man von inkrementeller, also schrittweiser Innovation. Technologien, Produkte, Dienstleistungen, Geschäftsmodelle oder Prozesse werden weiterentwickelt, bleiben aber im Kern erhalten.
Neue Technologie im Bereich Felsüberwachung
Es gibt einige Definitionen von Innovation. Für Vincent Revol (Bild) ist Innovation «die konkrete Umsetzung einer Idee, die etwas Neues schafft». Sie soll einen Mehrwert bieten, Wertschöpfung generieren und einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil bringen. Revol ist Vizepräsident der Bereiche Industry 4.0 & Life Sciences sowie Mitglied der Geschäftsleitung bei CSEM. In dieser Rolle verantwortet er die Aktivitäten in den Regionen Zentralschweiz, Baselland sowie Graubünden und damit auch am Standort Alpnach. CSEM ist wie der DENKRAUM, Startup Pilatus und die Programme von ITZ InnovationsTransfer Zentralschweiz ein Innovationsförderer, der Unternehmen aus der Region auf ihrem Weg begleitet (siehe Kasten). «Innovation bedingt immer auch einen Prozess: Von der Idee über Konzepte, Prototypen, Tests bis zur Umsetzung am Markt», erklärt Revol. Dank der Zusammenarbeit mit CSEM konnten beispielsweise die Flotron AG in Meiringen und die Gasser Felstechnik AG in Lungern eine neue Technologie im Bereich Felsüberwachung einsetzen oder das Luzerner Uhren- und Schmuckunternehmen Gübelin ihre Prozesse im Bereich Edelsteinzertifizierung mit Künstlicher Intelligenz unterstützen.
Kindervelos im Abo-Modell
Am Ende des Prozesses von der Idee bis zur Umsetzung stehen Christoph Herger und seine Frau Cornelia Burch. Herger ist gelernter Fahrradmechaniker und hat im Herbst 2023 die flow family GmbH in Giswil gegründet. Ihr Geschäftsmodell: Sie bieten qualitativ hochstehende Kindervelos in verschiedenen Farben und Grössen im Abo-Modell an. Die Idee für diese Geschäftsmodell-Innovation ist während zweier Jahre in Hergers Kopf gereift. Nach etlichen Stunden Kalkulation und Suche nach der passenden Marke haben sie den Markteintritt gewagt. Seit März vermieten die beiden ihre Velos. «Kinder brauchen alle paar Jahre ein neues Velo. Statt immer ein Neues zu kaufen und das Alte viel zu günstig weiterzuverkaufen oder zu entsorgen, kann man die Velos bei uns mieten und jederzeit auf eine andere Grösse wechseln», erklärt Herger. Der Start verlief verheissungsvoll. Ob das Geschäft erfolgreich ist, zeigt sich jedoch erst in ein bis zwei Jahren. «Mit dem Abo-Modell verfolgt die Firma einen innovativen Ansatz, um dem Konzept der Wegwerfgesellschaft entgegenzuwirken. Sie wird damit den Bedürfnissen von Familien und den Anforderungen an Nachhaltigkeit gerecht», kommentiert Adi Barmettler das Geschäftsmodell.
Hochbeete aus Schweizer Holz
«Grundsätzlich kann jedes Unternehmen mit Unterstützung innovativ sein», ist Adi Barmettler überzeugt. Die Frage sei jedoch, ob es das auch will. Manchmal sei der Leidensdruck nicht gross genug. Die Abächerli Forstunternehmen AG kann sich eigentlich auf ihre Kernkompetenz verlassen. Sie ist spezialisiert auf die Planung und Ausführung von Holzschlag sowie den Transport, den Verkauf und die Wiederaufforstung. Das Geschäft läuft gut: «Wir sind sehr gut ausgelastet», sagt Geschäftsführer Remo Abächerli. Dennoch hat seine Firma vor vier Jahren mit der Produktion, dem Verkauf, der Lieferung und dem Befüllen von hochwertigen Hochbeeten aus Schweizer Holz ein neues Geschäftsfeld eröffnet. «Wir wollten ein zweites Standbein, das zu unserem Kerngeschäft passt und haben uns bewusst für ein Nischenprodukt entschieden», erklärt Abächerli die Produkt-Innovation. Die Spezialbefüllung beinhaltet Pflanzenkohle, für deren Produktion die Giswiler Firma gehacktes Astmaterial liefert. «Dank der Hochbeete kommen wir vermehrt mit Privatkunden in Kontakt.» Mit dem Absatz ist Abächerli zufrieden. Adi Barmettler schätzt ein: «Die Firma hat mit vorhandenen Ressourcen ein neues, nachhaltiges Produkt entwickelt. Dank dieser Diversifizierung können neue Kundensegmente angesprochen werden.»
Kleine Schritte sind Schlüssel zum Erfolg
Vincent Revol ist überzeugt: «In Anbetracht der höheren Zinsen, der komplexen geopolitischen Lage und des starken Frankens ist Innovation momentan wichtiger denn je.» Der Zugang zu Innovation sei aber für KMU komplexer als für Grossunternehmen, weil oft die nötigen personellen Ressourcen oder das Know-how fehle. Genau deshalb sei es wichtig, die Förderangebote in der Region wahrzunehmen. Denn Innovation erfolgt in der Regel nicht wie eingangs erwähnt in grossen, sondern vor allem in kleinen Schritten, die ebenso der Schlüssel zum Erfolg sein können.
Text: Jonas von Flüe und Mathias Küchler (Gewerbeverband Obwalden)
Eine Vielzahl von Unternehmen im Kanton Obwalden sind in der einen oder anderen Form innovativ. Die beispielhaft erwähnten Unternehmen stellen eine Auswahl dar. Der Text erhebt nicht den Anspruch die Thematik vollständig abzubilden.
INNOVATIONSFÖRDERER IM KANTON OBWALDEN
CSEM SA mit Standort in Alpnach
Das Innovationszentrum CSEM entwickelt seit 1984 bahnbrechende Technologien für die Schweizer Wirtschaft und beschäftigt am Standort Alpnach mehr als 50 seiner 600 Mitarbeitenden. Es ist spezialisiert auf die Bereiche Präzisionsfertigung, Digitalisierung, Ultra-Low-Power-Elektronik, optische Elemente, Künstliche Intelligenz und nachhaltige Energie. CSEM hat zur Mission, die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz zu stärken, in dem es Technologien aus der Grundlagenforschung weiterentwickelt und diese in die Industrie überführt. Grossunternehmen und KMU können auf verschiedene Weise von der Zusammenarbeit mit dem CSEM profitieren: Sie erhalten einen Zugang zu Technologieexperten, zur Produktentwicklung und zu Patenten, können sich aber auch bezüglich digitaler Transformation beraten lassen. CSEM arbeitet sehr eng mit bestehenden Unternehmen zusammen, fördert in Zusammenarbeit mit Hochschulen aber auch Startups. CSEM ist eine öffentlich-private Nonprofit-Organisation und wird von Bund und Kantonen finanziell unterstützt.
Kontakt in Alpnach: Alexander Steinecker, Telefon 041 672 75 11, alpnach@csem.ch, www.csem.ch/de
Startup Pilatus
Startup Pilatus vermietet im QUBO auf 5 Stockwerken 35 Büro- und Gewerberäume – mit einer Fläche von 8 bis 90 Quadratmetern. Der Coworking Space steht Jungunternehmen und Startups ebenso wie etablierten Unternehmen zur Verfügung. Die topmoderne Infrastruktur, flexibel nutzbaren Büro- und Gewerberäume sowie der erstklassige Dienstleistungsservice gewährleisten ungestörtes Arbeiten, die Gemeinschaftsräume inspirierende Begegnungen mit anderen kreativen Köpfen. Der QUBO verfügt über eine ideale öV-Anbindung und ist bloss fünf Gehminuten vom Bahnhof Sarnen Nord entfernt. Startup-Firmen erhalten Räume zu attraktiven Konditionen.
Im Rahmen eines Mentoring-Programms stellt Startup Pilatus Jungunternehmern erfahrene Unternehmer mit Rat und Tat zur Seite. Die Mentoren bieten Unterstützung bei der Umsetzung von neuen Produkten, Prozessen und Angeboten an, bei Rechtsfragen (Patentfragen), Unternehmensgründungen, Unternehmensentwicklungen, bei Marketing-, Steuer- oder Finanzfragen, aber auch bei Nachfolgeplanungen oder beim Wissens- und Technologietransfer.
Kontakt: Startup Pilatus, QUBO, Kägiswilerstrasse 17, Sarnen, Telefon 041 508 26 11, info@startup-pilatus.ch, www.startup-pilatus.ch/
DENKRAUM
Auch das erfolgreichste Geschäftsmodell nutzt sich mit der Zeit ab. Ideen für neue Produkte fehlen, die Produkteentwicklung stockt. Die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells ist ein Prozess, der Zeit, Kreativität und Anleitung erfordert. Hier setzen die beiden Innovation Manager des DENKRAUM Adi Barmettler und Raphael Herzog an. Zusammen mit den Kundinnen und Kunden analysieren und optimieren sie das bestehende Geschäftsmodell. Gearbeitet wird im DENKRAUM in Form von Workshops. Perspektivenänderungen werden evaluiert oder künftige Geschäftsfelder eruiert, passende Instrumente wie die Design-Thinking-Methode werden als Hilfsmittel eingesetzt. Am Ende der Workshops halten die Kundinnen und Kunden auf ihre Bedürfnisse massgeschneiderte Lösungswege in der Hand. In einem ähnlich angelegten Prozess kann die Unternehmensstrategie weiterentwickelt werden: Die aktuelle Fassung wird angeschaut, die Soll-Strategie definiert, der Handlungsbedarf wird aufgezeigt und gemeinsam werden die notwendigen Schritte besprochen, um die anvisierten Ziele zu erreichen. Eine beliebte Dienstleistung des DENKRAUM ist das Sparring-Partner-Angebot: «Geschäftsleitende sind mit neuen Ideen für den Betrieb oft einsam. Die Überlegungen sind beispielsweise noch nicht reif für die interne Kommunikation», führt Adi Barmettler aus. Das Sparring-Partner-Angebot ist somit eine gute Möglichkeit, die Überlegungen mit jemandem zu teilen, der über das notwendige Fachwissen verfügt und Inputs geben kann.» Das DENKRAUM-Team ermöglicht eine Spiegelung der neuen Ideen, vermag Chancen und Risiken aufzuzeigen und liefert Inputs für ein allfälliges weiteres Vorgehen.
Kontakt: DENKRAUM, QUBO, Kägiswilerstrasse 17, 6060 Sarnen, 079 921 07 80, info@denkraum-ow.ch, www.denkraum-ow.ch
ITZ InnovationsTransfer Zentralschweiz
Im Rahmen der Neuen Regionalpolitik (NRP) ist ITZ InnovationsTransfer Zentralschweiz im Auftrag des Bundes sowie der sechs Zentralschweizer Kantone Luzern, Nidwalden, Obwalden, Schwyz, Uri und Zug unterwegs. Der Fokus der Non-Profit Organisation liegt auf der Innovationsförderung von KMU und Startups. Als Berater und Sparringpartner begleitet das ITZ-Team etablierte aber auch neu gegründete Unternehmen im Innovationsprozess, auf dem Weg von einer Idee zum Produkt, zur Dienstleistung oder zum Geschäftsmodell. Die Coaches des ITZ verfügen über fundiertes interdisziplinäres Fachwissen. Sie bringen sowohl Kreativität als auch Erfahrung mit, sind in der Zentralschweiz bestens vernetzt und setzen ihre sorgfältig gepflegten Beziehungen zur Wirtschaft, zu Hochschulen und Forschungsinstitutionen aber auch zu den Behörden von Bund und Kantonen gewinnbringend für ihre Kundschaft ein.
*zünder accelerator
Im Rahmen von *zünder accelerator erhalten Startups die Möglichkeit, während zehn Monaten an einer Ausbildungsserie teilzunehmen. In einem strukturierten und durch praxiserprobte Coaches begleiteten Prozess eignen sich Startups unternehmerisches Know-how an. Sie profitieren während der Programmdauer von einer intensiven Betreuung durch die ausgewiesenen Expertinnen und Experten. Thematisch gegliederte Sessions bieten praxisnahe Einblicke in Schlüsselthemen wie Marketingstrategie, Raising, Pitch-Training, Patente oder Förderungen. Das Non-Profit-Programm unter der Leitung von ITZ Zentralschweiz findet seinen Abschluss und Höhepunkt im *zünder startup day. Dieser gross angelegte Event dient auch dem gegenseitigen Austausch: Die Programmteilnehmenden lernen voneinander, in dem sie sich vor ausgewähltem Publikum präsentieren und miteinander feiern. Das Programm *zünder accelerator ist auch für Startups in der Wachstumsphase geeignet. Die Programmträger sind offen für innovative Startups aus sämtlichen Branchen und Regionen der Zentralschweiz und der Deutschschweiz. Durch die Vernetzung von Akteuren im Startup-Umfeld trägt der *zünder accelerator insgesamt zur Stärkung der Startup-Community in der Zentralschweiz bei.
Kontakt: Telefon 041 349 50 60, info@zuender.ch, www.zuender.ch/
«innovations coaching»
Das «innovations coaching» ist ein Element der breiten Angebotspalette von ITZ Zentralschweiz. Das kostenlose Programm begleitet und unterstützt Unternehmen und Erfinder bei der Entwicklung ihrer Ideen – seien dies neue Produkte, Dienstleistungen, Geschäftsmodelle oder Prozessverbesserungen – hin zur Marktreife. Der Prozess ist dreiteilig. In der ersten Phase leisten die Innovationscoaches Unterstützung bei der Ideengenerierung, beispielsweise, in dem sie den Austausch mit Spezialistinnen und Spezialisten ermöglichen. Anschliessend beginnt die Innovationsphase. In diesem Prozessschritt werden die Ideen konkretisiert und weiterentwickelt. Es können Kooperationspartner und Fördermittel gesucht werden, Machbarkeiten oder Marktpotenziale können eruiert oder gesetzliche Rahmenbedingungen abgeklärt werden. Den Firmen oder Privatpersonen stehen im Innovationscoaching kostenlose Beratungen im Umfang von bis zu 20 Stunden zur Verfügung.