Augenoptiker/in EFZ: Attraktive Kombination von Handwerk und Kundenkontakt
Elina Rothenbühler und Irina Halter absolvieren bei Amrhein Optik in Sarnen die Ausbildung zur Augenoptikerin EFZ. Die Berufslehre ist von vier auf drei Jahre verkürzt worden. Weiterhin im Zentrum steht der Kontakt mit den Kundinnen und Kunden.
Auf Anfang 2022 hin wurde die berufliche Grundbildung Augenoptiker/in EFZ totalrevidiert und die Lehrzeit von vier auf drei Jahre verkürzt. Der vollständig überarbeitete und verdichtete Lehrplan enthält neue Handlungskompetenzen und Lernziele. Beratung, Verkauf und brillenspezifische Fachkunde stehen im Vordergrund. Gemäss Mitteilung des Vereins Berufliche Grundbildung Augenoptik VBAO bilde die Berufslehre den Stand der Technik und der Dienstleistungsqualität ab, welche der Markt heute verlange. «Es ist zu früh, die Wirkung dieser Massnahme zu beurteilen», hält Ueli Amrhein fest. Seit 27 Jahren führt der gelernte Augenoptiker und Optometrist / Kontaktlinsenspezialist SBAO eigene Optikergeschäfte und ist inzwischen in Stans, Engelberg und Sarnen präsent. Irina Halter, die erste Lernende im Betrieb von Ueli Amrhein, die ihre Ausbildung nach dem neuen System absolviert, steht im ersten Lehrjahr. «Was ich gewandelt hat, ist die Nachfrage nach einer Lehrstelle. In den Anfängen meiner Geschäftstätigkeit hatte ich 25 Personen, die sich um eine Lehrstelle beworben haben. Jetzt sind es noch sechs bis acht Personen.» Trotz geringerer Anzahl Bewerberinnen und Bewerber habe er bislang stets gute Lernende erhalten, betont Ueli Amrhein.
Elina Rothenbühler absolviert die «alte», vierjährige Lehre zur Augenoptikerin EFZ: «Ich habe mich für diese Ausbildung entschieden, weil sie sehr abwechslungsreich ist. Ich habe Kundenkontakt, arbeite in der Werkstatt und erledige administrative Arbeiten.» Die 18-jährige hat Ausbildungen zur Floristin oder Drogistin angeschaut, sich nach einer Schnupperlehre jedoch für den Berufsweg Augenoptikerin EFZ entschieden. Auf einen ähnliche Berufswahlprozess blickt die 16-jährige Irina Halter zurück: «Für mich war ebenfalls der vielfältige Berufsalltag ausschlaggebend, die Kombination von Handwerk und Kundenkontakt.»
Interaktion steht im Zentrum
Angesprochen auf die Voraussetzungen, die man für ihren Beruf mitbringen sollte, betont Elina Rothenbühler: «Man muss den Umgang mit Menschen mögen. Der Verkauf des Produkts führt immer über die Interaktion mit dem Kunden.» Gefragt ist ebenso handwerkliches Geschick, wie Irina Halter ergänzt: «Wir bearbeiten die Brillengläser zwar mit einem Schleifautomaten, der Schleifprozess muss jedoch von der Augenoptikerin überwacht und gegebenenfalls korrigiert werden.» Am Thema Schleifen zeigt sich ein Unterschied zwischen den beiden Ausbildungsgängen. Während Elina Rothenbühler das Einschleifen und Einpassen von Brillengläsern in einem Überbetrieblichen Kurs (ÜK) gelernt und dazu Teilprüfung absolviert hat, wird Irina Halter zur selben Thematik keine handwerkliche Prüfung mehr ablegen müssen.
«Du musst authentisch sein»
Die aus Laiensicht zentrale Herausforderung für eine Augenoptikerin besteht darin, die Kundin, den Kunden zur passenden Brille zu führen. Elina Rothenbühler hat in der Ausbildung Kriterien gelernt, an denen sie sich während der Beratung orientiert: «Ich weiss, welche Gesichts- und Brillenformen zusammenpassen. Wir haben auch gelernt, welche Farben miteinander harmonieren, welchen Einfluss die Farbe eines Gestells auf das Gesicht der Trägerin, des Trägers hat.» Die Anwendung dieser und weiterer Beurteilungskriterien ist zu einem grossen Teil Übungssache. In den ÜK werde das Verkaufsgespräch zwar grundsätzlich angeschaut und geübt, erzählt Elina Rothenbühler, ein striktes, konkretes Drehbuch gebe es allerdings nicht: «Du musst authentisch sein.» Gelernt wird auch stark übers Zuschauen, wie Irina Halter ergänzt: «Am Anfang schaust du zu, später berätst du gemeinsam mit einer erfahrenen Augenoptikerin und bestreitest du den Prozess allmählich selbständiger.»
Neues Element: Social Media
Das Brillengeschäft hat viel mit Optik und Optometrie zu tun. Diese naturwissenschaftlichen Fächer – Physik, Biologie – werden denn auch in der Berufsschule behandelt: «Wir lernen, wie das Auge aufgebaut ist, wie es im Zusammenspiel mit dem Brillenglas funktioniert», führt Elina Rothenbühler aus. Mathematik ist ebenso Teil des Fächerkanons. Im Fach Physik wird die Mathematik angewandt. «Wir befassen uns derzeit mit Prismen», erzählt Irina Halter. Beide Lernenden schätzen die Berufsschule als anspruchsvoll ein: «Es ist hilfreich, wenn man gerne zur Schule geht», führt Irina Halter aus. Wenn sich die beiden Lernenden über den Berufsschulunterricht unterhalten, können sie nur schwer Unterschiede zwischen der vierjährigen und der neu dreijährige Lehre feststellen: «Der Lehrstoff ist sehr unterschiedlich aufgebaut», erklärt Elina Rothenbühler. Ein Bestandteil des neu konzipierten Ausbildungsganges ist Social Media. Irina Halter lernt diesen Bereiche kennen: «Im Fach Marketing lernen wir, wie sich der Verkauf von Produkten via Social Media unterstützen lässt. Wir sprechen über Corporate Design oder Corporate Identity, was ich absolut spannend und interessant finde.»
Unabhängig vom Lehrgang ist der Übergang vom Schulalltag ins Arbeitsleben eine Herausforderung. Irina Halter sagt dazu: «Am Anfang der Lehre musste ich mich beispielsweise ans lange Stehen gewöhnen.» Elina Rothenbühler beurteilt die Situation ähnlich: «Die Arbeitszeiten und langen Arbeitstage waren zu Beginn eine Herausforderung: Vor allem im Winter, wenn es rasch dunkel wird.» Samstagsarbeit gehört von Anfang an zum Arbeitsalltag der Lernenden. Beide Lernenden haben sich rasch an die neuen Rahmenbedingungen gewöhnt. Geholfen hat beiden der Kundenkontakt: «Wenn sich die Kundin, der Kunde über die neue Brille freut und ich ihr oder ihm ein positives Erlebnis ermöglichen konnte, ist auch meine Freude gross», sagt Irina Halter.
Mehr Informationen zur Berufslehre Augenoptiker/-in EFZ unter berufsberatung.ch